9.1.2024

6 Minuten

Paludarium

Eric Studer

Das Paludarium – Kombination aus Aquarium und Terrarium

Du kannst dich nicht entscheiden, ob du zu Hause eine künstliche Unterwasserwelt oder doch lieber ein Terrarium pflegen möchtest? Dann ist das sogenannte Paludarium vielleicht die perfekte Lösung für dich. Es kombiniert die Vorzüge eines Aquariums mit denen des Terrariums

Was ist ein Paludarium?

Hunde, Katzen, Meerschweinchen oder Zwergkaninchen – die Auswahl an Haustieren ist gross. Ähnlich verhält es sich mit der Aquaristik. Fans der künstlichen Unterwasserwelten können zwischen zahlreichen Süss- und Salzwasserbecken und Tieren auswählen. Und dann gibt es noch Menschen, die haben ein Terrarium.

Wie das Aquarium besteht das Terrarium aus einem (viereckigen) Glasbehälter. Während sich im Aquarium Wasser befindet, bildet das Terrarium den Lebensraum landlebender Tiere wie Schlangen, Eidechsen oder Vogelspinnen nach.

Im Paludarium treffen diese beiden Formen aufeinander. Daher wird es häufig auch als Aquaterrarium bezeichnet. Das lateinische Wort «palus» stand für die Namensgebung des Paludariums Pate. Übersetzt bedeutet es «Sumpf».

Einzigartige Landschaften über und unter Wasser

Wie in einer echten Sumpflandschaft gibt es in der künstlichen Mini-Version ein kleines Unterwasserszenario und einen dicht bepflanzten Uferteil. Exotische Wasser- und Landtiere, etwa Amphibien und Reptilien können hier leben.

Das Aquaterrarium lässt sich in drei Arten unterteilen, die wir dir nachfolgend näher vorstellen:

• Sumpfterrarium oder Paludarium

• Uferterrarium oder Riparium

• Bachlaufterrarium oder Rivarium

Das Sumpfterrarium (Paludarium)

Die Bezeichnung lässt es bereits erahnen, beim Sumpfterrarium oder Paludarium fällt der Wasseranteil üblicherweise recht gering aus. Das Gehege wird von einem dicht bepflanzten Landteil dominiert.

Wie im echten Sumpf herrscht auch im Paludarium hohe Luftfeuchtigkeit. Das stellt an die Pflanzen ebenso wie an die technische Ausstattung spezielle Anforderungen.

Unser Tipp: Die Bedürfnisse deiner zukünftigen tierischen und pflanzlichen Bewohnern können sich sehr stark unterscheiden. Daher empfehlen wir, dich im Vorfeld genau über die Anforderungen deiner zukünftigen Schützlinge zu informieren.

Das Riparium oder Uferterrarium

Bei dieser Form des Aquaterrariums steht die Gestaltung der Uferzone eines Flusses, eines Sees oder eines Wasserlaufs im Vordergrund. Es finden sich hier ein hoher Wasseranteil und direkte Uferzonen mit Pflanzen, Wurzeln und Steinen.

Im Vergleich Sumpf-Variante besitzt das Uferterrarium keinen separaten Landteil. Es ist ideal für eine artgerechte Haltung von Amphibien, eignet sich aber weniger gut für Reptilien.

Abhängig, welche Pflanzen du wählst, musst du die ideale Luftfeuchtigkeit beachten. Offene Riparien besitzen ganz eigene Reize. Dennoch ist es schwer, die Luftfeuchtigkeit auf dem benötigten hohen Level zu halten.

Das Rivarium: Der Bachlauf

Bei dieser Unterform des Aquaterrariums ahmst du einen Fluss- oder Bachlauf nach. Mithilfe von mehreren Strömungspumpen oder einer speziellen Filter-Pumpen-Technik erzeugst du die starke Wasserbewegung.

Damit sich deine zukünftigen Beckenbewohner dort rundum wohlfühlen können, sollte die Gestaltung so realistisch wie möglich sein. Das Rivarium ist idealer Lebensraum für Amphibien und verschiedene Fischarten.

Welche Vor- und Nachteile hat ein Paludarium?

Die Vorteile

• Einfache Integration in jeden Wohnbereich

• Sie schaffen eine ruhige und entspannte Atmosphäre und gleichzeitig eine lebendige Unterwasserwelt.

Hoher Erlebnisfaktor für alle, die gerne Reptilien, Amphibien oder Fische beobachten.

• Die Wasserqualität ist im Vergleich zum reinen Aquarium häufig sehr viel besser. Häufig wachsen Wurzeln aus dem Landteil ins Wasser und entziehen ihm viele Schadstoffe.

Die Nachteile

Bei allen Vorteilen gibt es beim Paludarium auch ein paar Dinge, die nachteilig wirken können. Bevor du dich für ein Aquaterrarium entscheidest, solltest du dich mit den besonderen Anforderungen auseinandersetzen.

Das Ziel ist es, in diesem kombinierten Lebensraum aus Wasser und Land, beide Lebensräume möglichst naturgetreu für Tiere und Pflanzen nachzubilden. Das setzt Kenntnisse in Aquaristik und Terraristik voraus.

Die Schaffung eines Paludariums ist daher mit einem gewissen Aufwand verbunden. Die Hygiene und die hohe Luftfeuchtigkeit können sich ebenfalls als herausfordernd erweisen. Es ist beinahe unmöglich, das Aquaterrarium vollständig zu reinigen, ohne dabei in die geschaffene Landschaft einzugreifen.

Welche technische Ausstattung gehört in ein Paludarium?

Die technische Ausstattung eines Paludariums ähnelt der eines Aquariums. Du benötigst ebenso

Filter und

• eine geeignete Beleuchtung.

Ein wichtiger Punkt ist die Luftfeuchtigkeit. Des Weiteren sollte die Technik an die abweichenden Gegebenheiten des Aquaterrariums angepasst werden.

Das Glasbecken

Vielfach werden für Aquaterrarien spezielle Glasbehälter wie Wasserfall-Aquarien, mit Treppenstufen aus Glas, eingesetzt. Der Fachhandel bietet sie als offene Systeme und in geschlossener Bauweise mit Abdeckung an.

Die offene Variante besitzt meist eine niedrigere Frontscheibe. Der Betrachter kann dadurch ungestört auf die Gestaltung schauen, ohne dass der Blick von Kondenswasser beeinträchtigt wird.

Vorsicht: Möchtest du im Aquaterrarium Krabben oder ähnliche Tiere halten, solltest du dafür ein geschlossenes System verwenden. Diese Beckenbewohner entwickeln häufig eine Wanderleidenschaft.

Passt man die klassische Aquarientechnik an die neuen Bedingungen an, kann man auch ein herkömmliches Aquarium in ein Paludarium oder ein Aquaterrarium umwandeln.

Die Filterung

Die Filterung des Wasserteils ist mit der des klassischen Aquariums vergleichbar. Sie hält auch im Aquaterrarium das Wasser sauber. Allerdings gilt es bei der Filterwahl den geringen Wasserstand zu beachten. Zur Auswahl stehen folgende Filterarten:

• Innenfilter (die gesamte Filtereinheit wird im Becken installiert)

• Aussenfilter (Filtereinheit befindet sich ausserhalb des Beckens, im Beckeninneren wird nur die Ein- und Auslassverrohrung installiert)

Hersteller wie Dennerle bieten Innenfilter an, die auch liegend betrieben werden können.

Bei Aussenfiltern muss die Verrohrung an den niedrigen Wasserstand angepasst werden. Damit der Filtereinlauf keine Luft ansaugt, ist es erforderlich, ihn tief genug anzubringen.

Auf der Filterauslass-Seite empfiehlt sich ein sogenanntes Düsenstrahlrohr. Das Rohr besitzt zahlreiche Öffnungen, durch die das Wasser wieder zurück ins Becken gelangt. Alternativ kannst du auf weitere mehrkanalige Alternativen zurückgreifen.

Eine Möglichkeit besteht darin, einen grösseren Filterschlauch in mehrere 4/6-mm-Schläuche übergehen zu lassen. Das verlangsamt den Wasserfluss und bietet dir Flexibilität, um verschiedene Aufbauten separat zu bewässern.

Die Beleuchtung

Die Beleuchtung muss in einem Aquaterrarium Pflanzen über und unter Wasser gleichermassen mit genug Licht vorsorgen. Um auch höhere Hardscapes und Pflanzenaufbauten ausreichend zu beleuchten, kannst du auf Beleuchtungssysteme zurückgreifen, die eine möglichst hohe Installation erlauben.

Die Luftfeuchtigkeit

Im Paludarium, Wasserfallaquarium oder Aquaterrarium spielt die Luftfeuchtigkeit eine wichtige Rolle. Möchtest du klassische Wasserpflanzen emers, also ganz oder teilweise über der Wasseroberfläche, halten, können sie austrocknen.

Bei einem geschlossenen System (abgedecktes Glasbecken) kann die Luftfeuchtigkeit deutlich leichter auf einem konstant hohen Niveau gehalten werden. Bei einem offenen Becken sollten die Pflanzen regelmässig mit Wasser befeuchtet werden. Am einfachsten geht das mit einer Sprühflasche.

Mit mehr finanziellem Aufwand verbunden sind technische Lösungen wie Beregnungsanlagen oder Nebler auf Ultraschallbasis. Oder du verwendest einfach die bereits beschriebene Methoden mit einem mehrkanaligen Filterauslass. Wählst du einen stufenartigen Aufbau, platziere den Filterauslauf möglichst weit oben. So kann das Wasser permanent über Pflanzen und Dekoration nach unten fliessen und die Aufbauten mit ausreichend Feuchtigkeit versorgen.

Welche Tiere können in einem Paludarium gepflegt werden?

Verschiedene Tierarten eignen sich für die Haltung in einem geschlossenen Paludarium:

• schwimmende Froscharten

• Rotbauchunke (Bombina Orientalis)

• Vampirkrabben (Geosesarma spec.)

• Molche

• Axolotl (Ambystoma mexidanum, mexikanischer Schwanzlurch)

• Moschusschildkröte

• unter anderem Schmerle oder Flossensauger

Welche Pflanzen eignen sich für das Paludarium?

Grundsätzlich eignen sich alle Pflanzen, die auch in einem herkömmlichen Aquarium verwendet werden können.

Für die Gestaltung des Landteils haben sich Farne bewährt. Javamoos ist eine tolle Ergänzung der Paludarium-Flora. Mit der passenden Technik und etwas Geschick kannst du sogar exotischen Orchideen perfekte Lebensbedingungen bieten.

Eric Studer

Eric ist ein begeisterter Aquarianer, dessen Leidenschaft für Fische und andere Meeresbewohner unerschütterlich ist. Er verbringt viel Zeit damit, sich um sein Aquarium zu kümmern und neue Arten zu entdecken.