9.1.2024
14 Minuten
Meerwasseraquarium
Eric Studer
Meerwasseraquarium – wichtige Grundlagen
In der Aquaristik überwiegt der Anteil an Süsswasseraquarien. Vergleichsweise wenige Aquarianer «trauen» sich an ein Salzwasserbecken. Das ist schade, denn diese Bedenken bestehen zu Unrecht. In diesem Beitrag findest du wichtige Informationen und Grundlagen rund um das Thema Meerwasseraquarium.
Was ist ein Meerwasseraquarium?
Das Meerwasseraquarium bietet Lebensraum für Meeresbewohner und Korallen. Es wird mit Salzwasser betrieben.
Wie unterscheiden sich Meeresaquarien von Süsswasseraquarien
Wenngleich sich die Lebensbedingungen und das Aussehen beider Arten deutlich voneinander unterscheiden, gibt es einige Dinge, die sie verbindet. So eignen sich viele Pflegeprodukte und Elemente der technischen Ausstattung für beide Typen. Ähnlich sind die Wassertemperaturen. Auch die Wassertests gleichen sich grösstenteils.
Was unterscheidet sie nun?
Bei einem Meerwasseraquarium fällt die Einlaufphase im Vergleich zur Süsswasservariante etwas länger aus. Als Einlaufphase wird die Zeitdauer bezeichnet, die benötigt wird, bis sich im Aquarium die lebenswichtigen Mikroorganismen bilden und sich die Wasserwerte stabilisieren.
Als angehender Meerwasser-Aquarianer benötigst du während dieser Zeit viel Geduld. Sie kann sich über mehrere Wochen erstrecken. Verwendest du bei einem Süsswasserbecken einen Wasseraufbereiter und Starterbakterien für den Filter, kann sich die Einfahrphase auf wenige Tage verkürzen. Hinzu kommt: Vor der Nutzung sollte das Salzwasser angesetzt werden. Das gilt auch für Teilwasserwechsel.
Bei Süsswasser ist ein Teilwasserwechsel von rund 30 % etwa alle zwei Wochen notwendig. Im Meerwasserbecken genügt einmal im Monat ein 10%iger Austausch.
Weitere Unterschiede gibt es in der Filtertechnik. Anstelle des Topffilters (Süsswasser) verwendet der Meerwasser-Aquarianer einen Eiweissabschäumer. Er entzieht auf physikalische Weise dem Wasser organische Abfallstoffe und angelagerte Substanzen.
Abgesehen von der Salzdichte, Magnesium und Kalzium sind die weiteren Parameter vergleichbar. Für ein gesundes Gedeihen der Korallen und Beckenbewohnern ist die richtige Menge an Nährstoffen und Spurenelementen erforderlich.
Beide Aquarientypen benötigen eine vergleichbare Beleuchtungszeit, ca. 12 Stunden pro Tag. Der Handel bietet auf jeden Wassertyp abgestimmte Leuchtmittel an. Sie unterscheiden sich üblicherweise in der Farbtemperatur/Lichtfarbe. Bei Süss- und Salzwasserbecken solltest du bei der Vergesellschaftung darauf achten, die richtige Kombination für deinen Besatz zu finden.
Was ist bei der Planung von einem Meerwasseraquarium wichtig?
Dank ausgereifter Technik und einer zunehmenden Zahl an hilfsbereiten Aquarianern gelingt der Einstieg in die Meerwasseraquaristik so einfach wie nie. Dennoch gibt es bei der Planung einiges zu beachten.
Informiere dich vorab über die Kosten
Neben den oben beschriebenen Unterschieden zwischen der Süss- und Salzwasseraquaristik sind die Kosten der grösste Unterschied. Im Vergleich zu der Süsswasservariante fallen nicht nur die Anschaffungs-, sondern auch die Betriebskosten etwas höher aus. Daher ist es wichtig, sich von Beginn an umfassend zu informieren. Ideale Anlaufstellen sind Ratgeber wie dieser, weiterführende Literatur oder Online-Foren
Die Planung des Meerwasseraquariums
Die Pflege eines Meeresaquariums gilt als die Königsdisziplin in der Aquaristik. Es bringt dich nicht nur täglich zum Staunen, es stellt zahlreiche Herausforderungen an dich.
Welche Fische und Korallen können im Aquarium gepflegt werden?
Bevor du dich an die Planung deiner künstlichen Unterwasserwelt begibst, steht zuerst die Frage nach seinen späteren Bewohnern im Raum. Wie das Becken aussehen soll, ist eine sehr persönliche und individuelle Sache.
Grundsätzlich sind folgende Varianten üblich:
• Reines Fisch-Aquarium: In dieser Variante leben nur Fische. Auf Korallen wird verzichtet. Diese Art ist leichter zu pflegen. Auch Fehlern gegenüber zeigt es sich toleranter. Ideale Beckenbewohner sind Fische, die Korallen sprichwörtlich zum Fressen gernhaben. Natürlich darf das passende Riffgestein hier nicht fehlen.
• Korallen-Riff-Aquarium: Hier wird zwischen Weichkorallen und Steinkorallen unterschieden. Weichkorallen haben kein Skelett. Durch ihre Bewegung erzeugen sie viel Bewegung im Becken. Des Weiteren benötigen sie weniger Licht. Da sie pflegeleichter sind, eignen sie sich für Anfänger besser. Steinkorallen besitzen ein starres Skelett. Ihre leuchtende Farbenpracht ist in jedem Becken ein echter Hingucker. Für ein gesundes Wachstum benötigen sie mehr Licht. Ausserdem stellen sie an die Wasserqualität höhere Ansprüche.
• Das gemischte Riff: Bei dieser Variante vergesellschaftest du verschiedene Korallenarten und Fische miteinander. Die unterschiedlichen Arten stellen an ihre Umgebung ganz eigene Anforderungen. Es ist daher essenziell, sich vorab zu informieren, welche Tiere zusammenpassen.
Übrigens: Auch wenn sie im Aussehen eher Pflanzen ähneln, Korallen sind Tiere und sie gehören zu den Nesseltieren.
Zuerst den Wunschbesatz für das Meerwasseraquarium planen
Keine Sorge, hier wird das Pferd nicht vom Schweif aus aufgezäumt. Bevor du dich für eine bestimmte Beckengrösse entscheidest, solltest du dir zuerst deinen Wunschbesatz zusammenstellen. Die nachfolgenden Beispiele verdeutlichen, warum das so wichtig ist.
• Du findest etwa Doktorfische toll? Dann solltest du mit deiner Beckenplanung nicht unter 350 Litern beginnen. Diese Fischart steht exemplarisch für viele weitere schnell schwimmende oder grössere Arten.
• Möchtest du kleinpolypige Korallen wie Acropora halten, ist richtig viel Licht gefragt. Wächst diese Art optimal, kann sie pro Monat bis zu einem Zentimeter an Länge zulegen. Pro Jahr bedeutet das pro Ast rund 12 Zentimeter. Möchtest du also viele unterschiedliche astförmige Korallen pflegen, brauchst du ausreichend Platz im Becken.
• Drittes Beispiel wäre die Haltung kleiner Grundeln wie die Trimma-Arten. Hierfür solltest du ein kleineres Becken mit einem Nanoriff wählen. Ausserdem empfiehlt es sich, auf hektische und grössere Fische zu verzichten.
Wie gross soll das Aquarium sein?
Mittlerweile stehen im Fachhandel vielfältige Becken aus Vollglas für dein Meerwasseraquarium zur Auswahl. Angeboten werden von Nanoaquarien mit bis zu 54 Litern Fassungsvermögen bis zu Grossaquarien, die mehr als 1.000 Liter fassen.
Grundsätzlich gilt: Je grösser das Becken ist, desto besser ist das für Fische und Korallen. Für Anfänger liegt die ideale Beckengrösse zwischen 300 und 500 Litern.
Insbesondere bei Altbauten ist es wichtig, auf die Tragfähigkeit des Bodens zu achten. Deine Hausratversicherung muss rechtzeitig über dein neues Hobby informiert werden.
Die technische Ausstattung
Vier Pfeiler bilden die Basis für die Meerwasser-Technik.
1. Beleuchtung: Lichtintensität und -farbe sollten so weit wie möglich den natürlichen Gegebenheiten entsprechen. Möchtest du etwa Sonnenlicht nachahmen, benötigst du Leuchten mit einer Farbtemperatur von mindestens 5.200 Kelvin. Besser sind aber 10.000 K. Die Beleuchtungsdauer richtet sich nach den Beckenbewohnern und sollte sich zwischen acht und zwölf Stunden bewegen.
2. Filterung: Die Meeresbewohner brauchen sauberes Wasser. Daher gehört ein entsprechender Meereswasser-Filter auf die Einkaufsliste. Zum Einsatz kommen unter anderem die bereits erwähnten Eiweissabschäumer. Lebendgestein wirkt wie ein natürlicher Filter und unterstützt die Filtertechnik.
3. Strömung: Die meisten deiner zukünftigen Beckenbewohner sind eine starke Strömung gewohnt. Sie hält das Wasser von den Stoffwechselprodukten der Korallen frei. Die Strömung sorgt für ausreichend Sauerstoff im Wasser. Damit Fische von der Pumpe nicht angesaugt werden, ist sie mit einem Schutzgitter ausgestattet. Um Leistungseinbussen zu verhindern, ist eine regelmässige Reinigung empfehlenswert.
Planst du, die technischen Komponenten in einem extra Technikbecken unterzubringen? Dann ist eine zusätzliche Förderpumpe erforderlich. Sie befördert das Wasser aus dem Technikbecken zurück in die Unterwasserlandschaft. In diesem Fall verbleibt lediglich die Strömungspumpe im Aquarium.
4. Temperaturregelung: Die Wohlfühltemperatur der meisten Meeresfische bewegt sich zwischen 24 °C und 28 °C. Mit einem Heizstab und einem Thermometer ist es einfach, die richtige Temperatur zu halten. Zu hohen Wassertemperaturen während der heissen Sommermonate kannst du mit einem Ventilator vorbeugen. Richte ihn auf die Wasseroberfläche.
Wird noch zusätzliche Technik benötigt?
Meerwasser ist von Natur aus besonders rein. Um die beste Wasserqualität zu gewährleisten, ist die Anschaffung einer Osmoseanlage für Meerwasser sowie einer Nachfüllanlage empfehlenswert.
Vielfach weist Leitungswasser häufig zu hohe Nitrit- und Nitrat-Gehalte auf. Das kann das Algenwachstum fördern und wirkt sich negativ auf die Beckenbewohner aus. Mit einer Umkehrosmose-Anlage erzeugst du aus Leitungswasser gesundes Reinstwasser.
Aus dem Becken verdunstet regelmässig Wasser. Zurück bleibt das Salz. Eine steigende Salzkonzentration stört das empfindliche Gleichgewicht im Aquarium. Hier kommt die Nachfüllanlage ins Spiel. Sie hält den Wasserstand immer auf einem idealen Niveau.
Es ist wichtig, den Salz-Gehalt und den pH-Wert im Blick zu haben. Ein Dichtmesser sowie ein pH-Messgerät sind hierfür unverzichtbare Messinstrumente.
Das Aquarium aufstellen
Hast du die Möglichkeit, das Becken an verschiedenen Standorten zu planen, sind folgende Aspekte wichtig.
• Die Miniatur-Unterwasserwelt sollte sowohl im Sitzen als auch in stehender Position gut einsehbar sein. Kommen Besucher, die über diesen exotischen Blickfänger staunen, kleben sie förmlich mit der Nase an der Beckenscheibe, statt sich erst einmal in einem gewissen Abstand vor das Aquarium zu setzen.
• Bei den Arbeiten hantierst du unweigerlich mit nasser Ausrüstung. Bei Wasserwechseln, Reinigungsarbeiten oder beim Einsetzen neuer Beckenbewohner benötigst du genug Platz für Eimer und Co. Diese Aspekte sollten mit in die Standortauswahl einfliessen.
• Bei kleineren Aquarien ist es wichtig, starke Temperaturschwankungen wie Heizung oder am Fenster zu vermeiden. Wie schnell kann eine vergessene Fensterlüftung sonst zur Katastrophe für die liebevoll gepflegten Tiere im Becken werden.
Funktions- und Dichtigkeitsprüfung
Für die Funktionsprüfer schliesst du Eiweissabschäumer, Lampen und Pumpen kurz an den Strom an. Viele Pumpen laufen ohne Wasser nicht oder es spricht der Trockenlaufschutz an (sie stoppen sofort wieder). Ein Eimer mit Wasser im Badezimmer schafft hier Abhilfe. Da man gerne die Leistung von steuerbaren Pumpen unterschätzt, ist ein das Bad der richtige Raum dafür.
Die Prüfung der Dichtigkeit des Aquariums bezieht sich auf die Verrohrung. Zieht man Schraubverbindungen zu stramm an, können Dichtungen verrutschen. Achte darauf, bei der Prüfung für genügend Druck zu sorgen. So verhält sich ein Becken mit 60 cm Wassersäule ganz anders als nur wenige Fingerbreit Wasser.
Die Planung eines geeigneten Riffbaus
Nun ist der Zeitpunkt der räumlichen Gestaltung gekommen. Ist die Entscheidung zugunsten eines reinen Korallenbeckens gefallen, ist Sand nicht unbedingt notwendig. Anders verhält es sich, sollen Fische das Becken beleben. Abhängig von der Fischart ist er ein Muss. Beim Einfüllen achte darauf, nicht zu viel Sand zu verwenden. Im Sandboden können sich Schadstoffe sammeln. Die Sandarten sind in verschiedenen Körnungen von fein bis grob im Handel erhältlich. Berücksichtige bei der Auswahl die Ansprüche des künftigen Besatzes.
• Live-Sand: Feuchter Sand mit Bakterien angereichert
• trockener Meer-Sand
Das Riffgestein
Das «Riff» gestaltest du noch ohne Wasser. Dazu bietet dir der Handel verschiedene Gesteins-Arten an.
• Real Reef Rocks: Echtes Gestein. Es wurde auf natürlichem Weg über mehrere Jahrhunderte trockengelegt. Es ist keine Entnahme aus dem Meer und somit eine umweltfreundliche Variante für den Riffbau.
• Riffkeramik: Möchtest du deine Kreativität ausleben, ist sie eine gute Alternative. Bei Bedarf kann sie auf Wunsch angefertigt und geformt werden.
• Live Rock: mit Bakterien beschichtetes, totes Gestein
• Lebendgestein: Darin leben bereits Kleinstlebewesen. Somit ist es für die Biologie optimal. Achtung, es besteht die Möglichkeit, sich darüber Parasiten einzuschleppen.
Mit dem Gestein bildest du Schluchten, Höhlen und/oder Säulen nach.
Wichtig: Lass bei deiner Gestaltung Platz für etwa die gleiche Menge Lebender Steine. Ungiftiger Unterwasserkleber eignet sich zum Fixieren deiner Kreation. Beachte bitte, dass die zukünftigen Bewohner des Aquariums ausreichend Platz und ideale Umgebungsbedingungen vorfinden.
Was kostet ein Meerwasseraquarium in der Anschaffung und im Betrieb?
Wie bei jedem Hobby ist auch die Meerwasseraquaristik mit finanziellem Aufwand verbunden. Die genauen Kosten werden von vielen Faktoren beeinflusst. Grundsätzlich gilt, je mehr Zeit du in dein Becken investierst, desto mehr kannst du sparen. In der Praxis bedeutet das: Möchtest du etwa den Wasserstand automatisch regeln lassen, ist das mit mehr Kosten für die Anschaffung und Betrieb der Technik verbunden. Allerdings erspart es dir das manuelle Nachfüllen und die regelmässige Kontrolle.
Neben der oben beschriebenen Technik ist im Meerwasseraquarium das Lebendgestein der wirkliche Filter. Er ist der grösste primäre Kostenunterschied zwischen Süss- und Salzwasser. Ein Starter-Paket für ein Meeresbecken sollte ungefähr 20 % mehr als Süsswasser-Zubehör kosten. Der Preis für eine kleine Gruppe Riffbarsche ist vergleichbar mit einem schönen Schwarm Neons. Für eine Koralle muss ein ähnlicher Preis wie für eine prachtvolle Mutterpflanze veranschlagt werden.
Für die Folgekosten lässt sich keine pauschale Aussage treffen. Sie hängen von den Verbräuchen aller verwendeten elektrischen Komponenten ab.
Welchen Aufwand erfordert ein Meerwasseraquarium?
Welche Tätigkeiten auf dich zukommen, hängen von deinem System und Becken ab. Viele Dinge kannst du automatisieren, einige werden nur unregelmässig benötigt. Folgende Tätigkeiten sind fester Bestandteil und sollten unbedingt eingeplant werden:
• Wasserwerte messen (wöchentlich, Aufwand ca. 15 bis 30 Minuten)
• Wasserwechsel, Reinigung der Pumpen und des Abschäumers (ca. alle 14 Tage, Aufwand ca. 2 Stunden)
• Scheiben putzen, füttern, dosieren, Wasser nachfüllen (täglich, Aufwand insgesamt ca. 10 Minuten)
• Osmosewasser herstellen (nach Bedarf)
Eignet sich das Meeresaquarium für Anfänger?
Ja!
Zentrale Überlegungen im Rahmen der Kaufentscheidung sind
• der vorhandene Platz
• das mögliche Budget
• wie viele und welche Tiere du pflegen möchtest.
Die ideale Beckengrösse für Einsteiger sollte nicht mehr als 500 Liter betragen. Voll im Trend liegen auch Nanobecken, nicht nur in der Meerwasseraquaristik. Sie bieten durch ihre geringe Grösse einen vergleichsweise günstigen Einstieg in diesen Bereich.
Die kleinen Becken warten mit deutlich weniger Flexibilität auf. Sie eignen sich in erster Linie für Wirbellose (Garnelen, Korallen und Einsiedlerkrebse). In Nanoaquarien unter 30 Litern sollte auf eine Fischhaltung grundsätzlich verzichtet werden. Wünschst du dir einen artenreichen Fischbesatz in deinem zukünftigen Meerwasseraquarium, ist ein grösseres Becken die bessere Wahl.
Hinzu kommt die Tatsache, dass die kleinvolumigen Unterwasserwelten empfindlicher und anfälliger als grosse Becken sind. Sie benötigen entsprechende Aufmerksamkeit. Berücksichtigst du diese Faktoren, kannst du auch mit den Mini-Formaten einen gelungenen Einstieg in die Meerwasseraquaristik erleben.