07.02.2023
9 Minuten
Das Aquarium – wichtige Grundlagen und Begriffe
Eric Studer
Was sich hinter dem Begriff Aquarium verbirgt, ist allgemein bekannt: ein Glaskasten, in dem Fische, Wirbellose, Wasserpflanzen und Co. so arrangiert werden, dass eine harmonische Unterwasserwelt entsteht.
Was ist ein Aquarium
Der Begriff «Aquarium» steht heute für mit Wasser gefüllten Gefässe, die entweder aus Glas oder Kunststoff bestehen. In diese Gefässe kommen Bodenmaterialien wie Sand, Kies oder Soil sowie Wasserpflanzen. Als Beckenbewohner werden meist Fische und Wirbellose gehalten. Personen, die diese künstlichen Unterwasserwelten pflegen, bezeichnen sich als Aquarianer.
Aus welchen Materialien/mit welchem Fassungsvermögen werden Aquarien angeboten?
Möchtest du ein Aquarium kaufen oder es vielleicht sogar selbst bauen, stellt sich als Erstes die Frage nach der Glasart. Im Handel sind Becken aus
• Floatglas,
• Weissglas oder
• Acryl- oder Plexiglas
erhältlich. Floatglas besitzt einen leichten Grünstich. Je dicker das Glas ist, desto stärker sieht man ihn bei Sonneneinstrahlung. Auch an den Rändern zeigt sich die charakteristische Grünfärbung. Das Aquarium sollte ohnehin an einem Ort mit wenig Tageslicht aufgestellt werden. Daher spielt diese leichte Einfärbung in den meisten Fällen eine eher untergeordnete Rolle.
Weissglas besitzt einen geringeren Anteil an Eisenoxid, das für den Grünstich im Floatglas verantwortlich ist. Diese Glasart ist im gesamten Spektralbereich besonders transparent. Ausserdem ist es sehr lichtecht. Im Vergleich zu Floatglas ist Weissglas allerdings deutlich teurer.
Die kleinsten Becken im Handel fassen gerade einmal 4,5 Liter. Bis zu einer Größe von unter 60 Litern gelten sie als Nanoaquarien. Weitverbreitet ist eine Größe von 54 Litern. Sie erlaubt bereits die Haltung von verschiedenen Fischarten. Der Fachhandel bietet vorgefertigte Aquarien bis etwa 700 l Volumen. Bei Aquarien, die diese Mengen überschreitet, handelt es sich häufig um Massanfertigungen.
Welche Arten von Aquarien gibt es?
In der Aquaristik unterscheidet man zwischen Süss- und Salz- oder Meerwasserbecken.
Unterscheidung nach den Wasserbedingungen
Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal bei Aquarien ist der Salzgehalt des Wassers. Den höchsten Anteil an gelöstem Salz besitzen Meerwasseraquarien. In diesen Becken simulierst du Lebensbedingungen, wie sie in den Meeren vorkommen. Ihr Salzgehalt beträgt ungefähr 34 g pro Liter. Das entspricht etwa 3,4 Prozent. Im Vergleich dazu: Der Salzanteil in Süsswasseraquarien beträgt weniger als 0,6 Prozent.
Besonders weitverbreitet ist die Nachahmung der Lebensbedingungen in Flüssen oder Seen. Eher seltener ist das sogenannte Brackwasserquarium. Bei dieser Art werden die Lebensbedingungen der Mündungsgebiete von Mangrovenküsten oder grosser Flüsse nachempfunden. Ihr Salzgehalt bewegt sich zwischen Süss- und Salzwasser.
Amazonasbecken
Viele Lebewesen, die aus tropischen Gewässern stammen, benötigen spezielle Bedingungen. Das Wasser muss möglichst weich und salzarm sein. Möchtest du ein Amazonasbecken pflegen, setzt du ganz gezielt auf Pflanzen und Tiere, deren Wurzeln im Amazonas liegen.
Das Schwarzwasseraquarium
Das Schwarzwasseraquarium ist ebenfalls tropischen Gewässern nachempfunden. Wie beim Amazonasbecken ist hier das Wasser salzarm und weich. Seinen Namen erhält das Schwarzwasserbecken durch die Torffilterung. Das Material gibt Gerbstoffe an das Wasser ab und färbt es bräunlich ein.
Während in einem Amazonsbecken, wie bereits erwähnt, ausschliesslich Tiere und Pflanzen aus einem sehr eng gesteckten Bereich gepflegt werden, kannst du in einem Schwarzwasseraquarium Lebewesen halten, deren ursprüngliche Verbreitungsgebiete nicht nur in Südamerika, sondern auch in Asien liegen.
Malawibecken und Ostafrikaaquarien
Spricht der Aquarianer von Malawibecken oder von Ostafrikaaquarien, bezeichnet er damit ein Aquarium, in dem die Lebensbedingungen der ostafrikanischen Grabenseen nachempfunden werden. Sie gehen mit einem höheren Salzgehalt einher.
Unterschiede nach Temperatur
In den meisten Aquarien herrschen konstante Temperaturen zwischen 22 °C und 28 °C. Sie gehören also zu den tropischen Varianten. Diskusfische oder Harnischwelse sind besonders wärmeliebend. Sie benötigen Temperaturen über 28 °C.
Wenn es überhaupt Temperaturschwankungen im Becken gibt, dann beschränken sie sich in der Regel auf den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus. Auch während der Laichzeiten können höhere oder niedere Temperaturen erforderlich sein.
Das Kaltwasseraquarium
Die Grenze zum Kaltwasseraquarium ist fliessend. Weit verbreitet ist diese Bezeichnung für Becken, die ohne zusätzliche Heizung betrieben werden. Sie weissen Zimmertemperatur auf.
Abhängig vom jeweiligen Standort kann es erforderlich sein, die Beckentemperatur sogar herunter zu kühlen. Das ist insbesondere an heissen Sommertagen der Fall. Damit vermeidest du, dass sich das Wasser bei hohen Raumtemperaturen für die Beckenbewohner nicht über ein erträgliches Mass hinaus erwärmt. Charakteristisch in diesen Becken sind im Verlauf der Jahreszeiten grössere Temperaturschwankungen.
Meist werden in Kaltwasserbecken Tiere gehalten, die in mitteleuropäischen Gewässern heimisch sind. Die Auswahl reicht von
• Dreistachligen Stichlingen,
• Mühlkoppen oder Steinbeissern bis zu
• Orfen.
Der Klassiker in der Kaltwasseraquaristik ist jedoch der Goldfisch. Auch der Scheibenbarsch aus Nordamerika fühlt sich bei höheren Temperaturen nicht wohl.
Klassifikation nach Besatz
Am Beginn vieler Aquaristik-Karrieren steht das sogenannte Gesellschaftsbecken. Bei dieser Variante werden verschiedene Fisch- und Wirbellosenarten in einem Becken gepflegt. Wichtig: Sie sollten die gleichen Bedingungen an die Wasserwerte stellen. Auch die Gestaltung des Lebensraumes spielt für eine erfolgreiche Vergesellschaftung eine essenzielle Rolle.
Das Strömungsbecken
Auch hier herrschen spezifische Umweltbedingungen vor und es werden Tiere gehalten, die für ihr Wohlbefinden eine hohe Fliessgeschwindigkeit benötigen. Die Strömung wird mithilfe einer Kreiselpumpe erzeugt. Ihre Ausströmöffnung befindet an der einen Seite, die Ansaugöffnung an der anderen Beckenseite.
Art-Aquarien
In einem Art-Aquarium wird lediglich eine Art von Fischen oder Wirbellosen gehalten. Es dient auch zur Zucht.
Als Beispiel können die Buntbarscharten des Malawisees genannten werden. Sie benötigen als Rückzugsmöglichkeiten Felsaufbauten und Höhlen. Pflanzen werden von ihnen meist gefressen. Da der Stadtstoffabbau in den Felsenbecken nicht durch Wasserpflanzen unterstützt werden, ist eine leistungsstarke Filterung unbedingt erforderlich.
Biotop-Aquarien
Bei dieser Aquarienart steht die möglichst exakte Nachbildung natürlicher Lebensräume im Mittelpunkt. Vergesellschaftet werden hier nur Tiere aus derselben Region, etwa eine Felsenküste im Malawisee oder ein Bachlauf im Amazonasbecken.
Was sind die wichtigsten technischen Geräte und Einrichtungsmöglichkeiten für ein funktionstüchtiges Aquarium?
Um ein Süsswasserbecken erfolgreich zu betreiben, benötigst du folgende technische Ausstattung:
• Filtertechnik
• Heizung
• Beleuchtung
Innenfilter
Innenfilter betreibst du komplett im Inneren deines Beckens. Auch hier gibt es verschiedene Filtertypen.
• Einhängefilter: Er besteht aus einem Kunststoffgehäuse. Hinzu kommen die Kammer für den Motor und mindestens einer Kammer, um die Filtermaterialien aufzunehmen. Seine Stärken sind seine einfache Bedienung und eine geringe Fehleranfälligkeit.
• Eingeklebter Mehrkammerfilter: Er ist meist in einer der hinteren Ecke fest eingeklebt. Er besteht üblicherweise aus Streben und Glasplatten. Es können beliebige und herstellerunabhängige Filtermaterialien verwendet werden. In einer Klarwasserkammer befindet sich eine Förderpumpe. Sie befördert das gefilterte Wasser zurück ins Aquarium.
• Hamburger Mattenfilter (HMF): Dieser Filter besteht aus einer grossen Filtermatte und einer Förderpumpe (Luftheber oder elektrisch betriebene Pumpe). Die Matte wird so installiert, dass das angesaugte Wasser ausschliesslich durch sie hindurchfliesst und den Schmutz aus dem Aquarienwasser entfernt. Diese Filterart bietet für Filterbakterien eine sehr grosse Ansiedlungsfläche und sie ermöglicht eine sehr hohe biologische Wasserreinigung. Der HMF ist günstig in der Anschaffung, läuft nahezu störungsfrei und punktet mit langen Standzeiten.
Der Aussenfilter
Der Name lässt es bereits erahnen: Beim Aussenfilter liegen die wesentlichen Teile des Systems ausserhalb des Beckens. Der Filter wird über Schläuche oder Rohre mit dem Beckeninneren verbunden und das Wasser angesaugt bzw. gereinigt, zurück ins Aquarium gepumpt. Das schafft im Inneren mehr Platz und die Technik bleibt beinahe unsichtbar. Hinzu kommen meist grössere Filter-Volumen und eine oft flexiblere Bestückung mit Filtermaterialien.
• Topffilter: Der Topffilter wird von nahezu allen Herstellern von Aquaristikzubehör in verschiedenen Grössen angeboten. Modellabhängig ist eine Heizung bereits integriert. Diese Systeme überzeugen mit langen Standzeiten und einer einfachen Handhabung.
• Externes Filterbecken: Hierbei handelt es sich um ein zweites und meist kleineres Wasserbecken. Glasplatten unterteilen es in mehrere Filtersektoren. Eine Förderpumpe transportiert das gereinigte Wasser zurück ins Aquarium. Durch die freie Wahlmöglichkeit der Grösse und der Filtermaterialien filtert dieses System problemlos auch sehr grosse Aquarien. Da alle Komponenten optimal aufeinander abgestimmt werden müssen, eignet sich das externe Filterbecken ausschliesslich für erfahrene Aquarianer, um ein Über- oder Leerlaufen des Beckens zu verhindern.
• Rucksackfilter: Hierbei handelt es sich um eine Sonderform des Aussenfilters. Er wird ähnlich wie ein Rucksack aussen auf der Rückseite des Beckens eingehängt. Dieses Filtersystem eignet sich insbesondere für sehr kleine Aquarien und Nanobecken.
Alle Aussenfiltersysteme haben eines gemein: Kommt es infolge eines fehlerhaften Zusammenbaus oder in der Filtermechanik zur Undichtigkeit, kann das Aquarienwasser aus dem Becken auf den Boden gelangen. Es drohen erhebliche Wasserschäden. Daher ist es erforderlich, den Aussenfilter regelmässig auf seine Dichtigkeit zu überprüfen.
Die Heizung
• Heizstab oder Stabregelheizer: Die Grösse des Aquariums bestimmt die benötigte Wattleistung des Heizstabs. Er wird so ins Becken eingehängt, dass er möglichst von der Strömung umspült wird.
• Bodenfluter oder Bodenheizung: In Schleifen wird ein Heizkabel unter oder im Bodengrund verlegt. So werden der Grund und letztlich das Wasser erwärmt. Bei technischen Problemen müssen jedoch grosse Teile der Pflanzen und Dekoration entfernt werden. Das erhöht den Stressfaktor für deine Beckenbewohner.
• Thermofilter: Die Heiztechnik ist im Aussenfilter untergebracht und über diesen gesteuert.
Die Beleuchtung
Folgende Lösungen kommen in der Aquaristik vorwiegend zum Einsatz:
• LED-Technik
• T5-/T8-Leuchtstoffröhren
• Quecksilberdampflampen (HQL) oder Halogenmetalldampflampen (HQI)
Was ist das beste Aquarium für Anfänger?
Hast du noch keine Erfahrung mit den künstlichen Unterwasserwelten gesammelt, ist es wichtig, die Basics der Aquaristik Schritt für Schritt zu erlernen.
Wenngleich sich in den vergangenen Jahren die Aquarientechnik weiterentwickelt hat und sich heute auch kleine Becken problemlos von Anfängern pflegen lassen: Ein 54-Liter-Becken wird von den meisten erfahrenen Aquarianern immer noch als idealer Einstieg in das schöne Hobby betrachtet.
Wie wird ein Aquarium richtig eingerichtet?
Ziel ist es, eine artgerechte Haltung für deine zukünftigen Aquarienbewohnern und den Wasserpflanzen zu schaffen. Dazu gehört vorrangig eines: ausreichend Platz! Die Grösse des Beckens bestimmt, wie viel Tiere und Zubehör du einsetzen kannst. Zur Grundausstattung gehören folgende Dinge.
• Bodengrund, er sollte zu den Pflanzen und insbesondere zu den Tieren im Becken passen.
• Beleuchtung, Heizung, Filter (teilweise als komplette Sets erhältlich)
• Dekoration: Sie dient nicht nur der Optik, sie ist für die Tiere auch Rückzugsort.
• Unterwassertiere und Fische
• Wasserpflanzen: Sie sollten zu den Beckenbewohnern passen.
• Hochwertiges, auf die Tiere abgestimmtes Futter.
Worauf muss bei der Inbetriebnahme geachtet werden?
Hast du den passenden Platz für dein Aquarium gefunden, geht es mit der Einrichtung und Inbetriebnahme los.
1. Bodengrund einbringen: Gut gewaschenen Sand oder Kies auf der gesamten Fläche mit einer Höhe von 5 bis 8 Zentimetern verteilen. Sind grosse Steinaufbauten geplant, vorher an diesen Stellen eineStyropor- oder Plexiglasscheibe einbringen. Dort werden direkt die ersten Steine als Fundament platziert.
2. Technik installieren
3. Inbetriebnahme des Filters: Alle Filtermedien müssen vor dem ersten Gebrauch gut ausgespült werden. Wie die Installation genau abläuft, zeigt dir die Bedienungsanleitung deines Filtermodells.
4. Optional: Strömungspumpe installieren: Achte darauf, dass die Strömung entlang der langen Beckenseite verläuft.
5. Pflanzen, Dekoration etc. einbringen
6. Wasser einlassen: Dieser Schritt kann bereits nach der Einbringung des Bodengrunds erfolgen. Am einfachsten geht das mithilfe eines Gartenschlauchs, Eimern oder Giesskannen. Füllst du das Wasser ein, bevor Pflanzen und Co. im Becken sind, wird es erst einmal nur bis zur Hälfte gefüllt. So bleibt genug Platz für die weitere Einrichtung, ohne dass Wasser überläuft. Ist alles wunschgemäss platziert, füllst du das Wasser komplett auf.
7. Abdeckung anbringen: Mit dem Einschalten des Lichts beginnt die Einfahrphase des Beckens.
Ab wann können Zierfische eingesetzt werden?
Das Aquarium wird nun mindestens 14 Tage lang ohne tierische Bewohner betrieben. Bei richtiger Installation haben sich die Wasserwerte stabilisiert, sodass du die ersten Fische oder Wirbellose für dein Becken erwerben kannst.
Wichtig: Beginne mit nur wenigen Tieren. Anfangs sollten es nicht mehr als fünf oder sechs Fische sein. Ist der Besatz zu hoch, verschlechtert sich die Wasserqualität rapide und die Sauerstoffversorgung kann zusammenbrechen. Das schadet den Tieren oder kann sie sogar töten. Beachte hier immer die folgende Faustformel:
Pro Zentimeter Fisch rechnest du zwei Liter Wasser. Vergiss hierbei bitte nicht, dass die Tiere meist noch wachsen.